„Weißt du,“ begann Labkraut, „ich versteh das nicht.“
„Was meinst du?“, fragte ich.
„Was der da drüben macht,“ erklärte der Kobold. „Er geht hinter diesem stinkenden und lärmenden Ding her, Woche für Woche, immer auf und ab. Das macht mir Sorgen. Er muss irgendwie krank sein.“
Lachend antwortete ich: „Er mäht seinen Rasen. Das ist ganz normal!“
Zweifelnd blickte Labkraut mich an. „Er macht auch noch die letzten Gänseblümchen kaputt, die sich überhaupt noch trauen, die Köpfe hoch zu strecken,“ klagte er.
„Er möchte eben einen gepflegten Rasen haben,“ beschwichtigte ich den Kobold.
„Du machst das nicht,“ stellte er mit einem Seitenblick auf meinen wilden Blumenrasen fest.
„Manche mögen es eben ein bisschen ordentlicher als wir hier,“ entgegnete ich schulterzuckend.
„Die Glühwürmchen haben gesagt, bei dir gefällt es ihnen viel besser als da drüben. Und die Vögel lassen ausrichten, dass sie hier viel mehr Futter finden,“ entgegnete Labkraut. „Sag das aber nicht den Glühwürmchen,“ zwinkerte er.
Dann wurde er ernst und fuhr fort: „Das, was du Ordnung nennst, ist eigentlich das genaue Gegenteil. Sieh dir mal diese scheinbar so ordentlichen Gärten an – keine Nahrung, kein Schatten, kein Leben ist in ihnen.“ Traurig schüttelte Labkraut den Kopf. „Und da soll man sich keine Sorgen machen um die Gesundheit der Menschen?“
„Hm …“, antwortete ich. „So gesehen …“
Das Brummen des Rasenmähers verstummte. Man konnte die Gänseblümchen fast aufatmen hören.
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